Schon die nackten Zahlen zeigen an, dass die Familienplanung nicht immer aufgeht: Von fast 2700 Frauen und Männern, die im Rahmen des deutschen Beziehungs- und Familienpanels (pairfam) angegeben hatten, in den nächsten zwei Jahren definitiv keine Kinder bekommen zu wollen, waren 142 Befragte (5%) genau in dieser Zeitspanne doch Eltern geworden. Andersherum geht der Plan noch weitaus seltener auf: Von den knapp 600 Befragten, die angaben, ganz sicher ein (weiteres) Kind bekommen zu wollen, hatte nicht einmal die Hälfte diesen Entschluss in die Tat umgesetzt. Insgesamt hatten am Ende der zwei Jahre 9,4 Prozent der Befragten ein geplantes und 4,1 Prozent ein ungeplantes Kind bekommen (vgl. Tab. 1).
Tab.1: Fast jeder Fünfte gab in der Studie an, in den nächsten zwei Jahren ein Kind bekommen zu wollen, und blieb doch ohne (weiteren) Nachwuchs. Quelle: parfaim (wave 1-3), eigene Berechnungen.
Dennoch sind so genannte Fertilitätsintentionen, also die Absicht, zeitnah ein Kind zu bekommen oder nicht, in der Demografie ein wichtiger Wegweiser: Zum einen für die zukünftige Geburtenrate, für die berücksichtigt wird, dass Absichten nur zu einem gewissen Teil umgesetzt werden. Zum anderen aber auch für die Frage, welche Faktoren eine Familiengründung fördern oder behindern. Gerade letztere sind für Deutschland bisher wenig analysiert worden, weil geeignete Daten fehlten. Daher haben Heike Trappe von der Universität Rostock und Anne-Kristin Kuhnt von der Universität Duisburg-Essen die pairfam-Daten auf diese Frage hin untersucht. Sie konnten dafür auf mehr als 4800 Probandinnen und Probanden zurückgreifen, die in den Jahren 1971 bis 1973 oder 1981 bis 1983 geboren wurden und zu verschiedenen Zeitpunkten umfangreiche Auskünfte über ihr Beziehungs- und Familienleben gegeben hatten.
Als ganz entscheidend für die Realisierung der Familienplanung erwies sich dabei die Partnerschaft. Hatten die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer eine stabile Beziehung, die sich über den Befragungszeitraum erstreckte, so war es sehr viel wahrscheinlicher, dass sie ein geplantes Kind auch tatsächlich bekamen, vor allem, wenn vorher bereits ein Kind geboren worden war. Selbst ungeplante Geburten waren bei Männern und Frauen in stabilen Beziehungen häufiger. Andererseits zeigen die Daten auch, dass ein Partnerwechsel die Wahrscheinlichkeit ungeplanter Geburten erhöht. Männer und Frauen, die innerhalb des Befragungszeitraumes eine Partnerschaft beendet haben oder eine neue Partnerschaft eingegangen waren, hatten im Anschluss zumeist keine Absicht, in Bälde ein (weiteres) Kind zu bekommen.
Ein zweiter wichtiger Faktor für die Umsetzung der Familienplanung ist die Erwerbstätigkeit. Probanden, die arbeitslos oder geringfügig beschäftigt waren, setzten ihre Entscheidung, ein Kind zu bekommen, viel seltener um und hatten häufiger überhaupt nicht die Absicht, Eltern zu werden. Bei Teilzeitbeschäftigten zeigte sich jedoch ein deutlicher Geschlechterunterschied: Frauen, die Teilzeit arbeiten, setzten ihre Entscheidung für ein Kind häufiger in die Tat um als Vollzeit beschäftigte oder arbeitslose Frauen. In Teilzeit arbeitende Männer hingegen gaben zumeist an, kein Kind bekommen zu wollen, und setzten eine positive Absicht seltener in die Realität um.
Darüber hinaus zogen Heike Trappe und Anne-Kristin Kuhnt für ihre Analyse auch schwerer fassbare Faktoren hinzu. Schließlich kann eine potentielle Großmutter, die ungeduldig auf ein Enkelkind wartet, durchaus die Familienplanung beeinflussen. Und tatsächlich gaben diejenigen, die nach eigener Aussage innerhalb der nächsten zwei Jahre ein Kind bekommen wollten, häufiger an, sozialen Druck durch Eltern oder Freunde zu verspüren. Für die Umsetzung der Familienplanung aber spielte dies den Daten zufolge keine entscheidende Rolle. Das gilt erstaunlicherweise auch für die durch das soziale Umfeld erwartete Unterstützung der jungen Familie. Insgesamt unterstreichen die Studienergebnisse die Relevanz der Stabilität bzw. Veränderung in den Bereichen Partnerschaft und Erwerbstätigkeit für die Familienplanung und deren Umsetzung.