Ob Schule, Sport oder private Verabredungen – vieles in unserem Alltag ist auf eine Wochenstruktur angepasst, in der montags bis freitags gearbeitet wird und am Wochenende Zeit für Aktivitäten und Familie bleibt. Wer mit seinen Arbeitszeiten aus diesem Muster herausfällt, hat es häufig schwerer: Wer betreut das Kind am Samstag? Wer fährt es zu Vereinsspielen oder zum Kindergeburtstag? Gerade, wenn die Oma nicht um die Ecke wohnt oder das Geld für einen Babysitter fehlt, sind Beruf und Familie für Wochenendarbeiter*innen oft schwerer zu vereinen.
Um herauszufinden, wie groß diese Schwierigkeiten sind, wen sie betreffen und wie sie verstärkt oder abgemildert werden, haben Inga Laß vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung und Mark Wooden von der University of Melbourne Daten der australischen Panelstudie „HILDA“ (Household, Income and Labour Dynamics in Australia) analysiert. Knapp 8.000 Befragte im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, die für Kinder unter 17 Jahren sorgen müssen, machten darin Angaben zu Arbeitszeiten und -tagen sowie zum Konflikt zwischen Beruf und Familie. Letzterer wurde anhand von Aussagen gemessen wie: „Aufgrund der Anforderungen meiner Arbeit ist meine Zeit mit der Familie weniger angenehm und belastender“. Der errechnete Beruf-Familie-Konflikt liegt auf einer Skala von 1 (sehr gering) bis 7 (sehr stark). Starke Konflikte werden im Weiteren auch als „schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ bezeichnet.
Väter, die nur wochentags arbeiten, bewerteten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie demnach mit recht mittelmäßigen 3,8 Punkten. Väter, die auch am Wochenende arbeiten, bewerteten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie dagegen um 0,4 Punkte schlechter. Bei den Müttern betrug der Unterschied zwischen Werktags- und Wochenendarbeiterinnen nur 0,2 Punkte. Sie stimmten den Aussagen im Schnitt mit 3,5 bzw. 3,7 Punkten zu.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie nach Jobcharakteristika
Abb. 1: Wer am Wochenende arbeiten muss, bewertet die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ähnlich schlecht wie ein Elternteil, das als Führungskraft arbeitet. Quelle: HILDA (2004-2017), eigene Berechnungen
Schauten Laß und Wooden dagegen, wie sich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei Befragten mit ähnlichen persönlichen und beruflichen Merkmalen entwickelte, zeigt sich ein etwas anderes Bild: Wechselten Frauen oder Männer im Laufe der Befragung von der Gruppe der Werktagsarbeitenden in die Gruppe der Wochenendarbeitenden, dann verschlechterte sich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei ihnen gleich stark (s. Abb. 1). Aber auch die Ergebnisse dieses sogenannten „Fixed Effect-Models“ belegen, dass die Arbeit am Wochenende meist dazu führt, dass Männer und Frauen Schwierigkeiten haben, ihre beruflichen Verpflichtungen und ihr Familienleben zu vereinen.
Eine Ausnahme bilden hier Eltern, die die Möglichkeit haben, ihre Wochenendarbeitszeiten mitzubestimmen. Je höher der Einfluss auf die Arbeitszeiten ist, desto besser bewerteten die Befragten die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben und desto geringer werden die Unterschiede bei der Vereinbarkeit zwischen den Personen, die nur wochentags, und denen, die am Wochenende arbeiten (Abb. 2). Allerdings hat nur ein Drittel der Befragten angegeben, eine hohe oder relativ hohe Kontrolle über die eigenen Arbeitszeiten zu haben.
Selbstbestimmte Arbeitszeiten mindern Konflikte
Abb. 2: Besonders große Probleme, Familie und Beruf zu vereinbaren, haben Wochenendarbeiter*innen, die kaum Kontrolle über ihre Arbeitszeiten besitzen. Quelle: HILDA (2004-2017), eigene Berechnungen
Neben der Wochenendarbeit wurde auch der Einfluss weiterer Merkmale auf die Vereinbarkeit untersucht. Besonders schwer haben es Mütter und Väter, die vergleichsweise viele Wochenstunden arbeiten müssen, die Nachtschichten leisten, die eine Führungsrolle oder mehr als einen Job haben. Auch Eltern mit gesundheitlichen Problemen oder mit vielen minderjährigen Kindern gaben häufiger an, Beruf und Familie nur schwer vereinbaren zu können.
Im Gegensatz dazu waren die Unterschiede zwischen unterschiedlichen Berufen eher unbedeutend. Auch die Frage, ob jemand als Single oder in einer Partnerschaft lebt und ob der Partner oder die Partnerin am Wochenende arbeiten muss, hat überraschenderweise kaum Einfluss auf die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Familienleben.