In Deutschland ist ein Bräutigam im Durchschnitt etwa drei Jahre älter als seine Braut. Ein ähnliches Bild ergibt sich für nahezu alle anderen westlichen Industrieländer. So zeigt auch das Beispiel Dänemarks, dass Frauen bei einer Eheschließung im Durch schnitt drei Jahre jünger sind als ihr Partner. Dieses Muster gilt sowohl für Erst-Ehen als auch für Eheschließungen insgesamt. Während das durchschnittliche Heiratsalter bei beiden Geschlechtern seit dem Ende der 1960er Jahre stark angestiegen ist, hat sich der durchschnittliche Altersabstand zwischen Männern und Frauen insgesamt relativ wenig geändert (Abbildung 1).
Abb. 1: Mittleres Alter von dänischen Frauen (rot) und Männern (blau) bei Ehe schließungen von 1920 bis 2007; erste und alle Eheschließungen separat betrachtet. Das mittlere Alter der Ehemänner liegt in beiden Fällen durchgängig oberhalb dem der Ehefrauen. Datenquelle: Statistics Denmark 2007.
Generell herrschte bislang die Vorstellung vor, dass ein jüngerer Partner einen positiven Einfluss auf die Lebenserwartung einer Person ausübt, während ein älterer Partner die Lebenserwartung verringert. Diese Vermutung wird von mehreren Theorien unterstützt. So wird angenommen, dass jüngere Partner eher und besser in der Lage sind, die Pflege eines älteren Partners zu übernehmen, was sich positiv auf dessen Gesundheitszustand auswirkt. Eine andere Erklärung geht davon aus, dass das Zusammen leben mit einem jüngeren Partner mit einem psychologischen und sozialen Nutzen verbunden ist – wiederum mit positiver Wirkung auf die Lebenserwartung des älteren Partners. Darüber hinaus wird angenommen, dass Personen, insbesondere Männer, mit überdurchschnittlich guter Gesundheit und einem hohem Einkommen mit höherer Wahrscheinlichkeit eine jüngere Partnerin oder einen jüngeren Partner haben, da eine gute Gesundheit und ein gutes finanzielles Polster mit einer höheren Attraktivität einhergehen. Einer weiteren Theorie zufolge führen Abweichungen von der sozialen Norm, wie bei einer Partnerschaft einer älteren Frau mit einem jüngeren Mann der Fall, zu einem erhöhten Sterberisiko.
Um diese Theorien zu überprüfen, wurden Personen standsdaten aus Dänemark analysiert. Die dänischen Daten sind Bestandteil eines umfangreichen Erfassungssystems, in dem Informationen aus vielen Lebensbereichen in Registern gespeichert werden. Die in der Studie verwendeten Registerdaten umfassen alle Einwohner Dänemarks der Jahre 1990 bis 2005. Berechnungen für Frauen und Männer wurden getrennt durchgeführt. So konnte untersucht werden, ob der Altersabstand zum Ehepartner die Lebenserwartung von Frauen und Männern unterschiedlich beeinflusst. Es wurden die relativen Sterberisiken für verschiedene Altersgruppen im Vergleich zu einer Referenzaltersgruppe des gleichen Geschlechts ermittelt, die einen etwa gleich altrigen Partner (± 1 Jahr) haben.
Abb. 2: Relatives Sterberisiko von dänischen Frauen (rot) und Männern (blau) abhängig vom Altersabstand zum Ehepartner bzw. zur Ehepartnerin. Konfidenzintervalle nehmen mit größerem Altersabstand wegen abnehmender Fallzahlen zu. Alle Unterschiede sind statistisch signifikant. *Berechnung: Altersunterschied = Alter der Zielperson - Alter des Ehepartners.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Männer von dem Leben mit einer jüngeren Partnerin profitieren (Abbildung 2). Je älter sie im Vergleich zur Partnerin sind, desto höher ist ihre Lebenserwartung. So haben Männer, die 7 bis 9 Jahre älter als ihre Partnerin sind, ein 11 Prozent geringeres Sterberisiko im Vergleich zu Männern, deren Partnerin in etwa im gleichen Alter ist. Dieses Ergebnis bestätigt frühere Studien. Für Frauen ergibt sich nach der vorliegenden Studie allerdings ein deutlich anderes Bild. Für sie wurde das geringste Sterberisiko dann beobachtet, wenn Ehefrau und Ehemann ungefähr gleich alt sind. Je älter Frauen im Vergleich zu ihrem Partner sind, desto höher ist ihre Sterblichkeit. Frauen, deren Partner 7 bis 9Jahre jünger ist, haben ein um 20 Prozent höheres Sterberisiko gegenüber Frauen mit einem ungefähr gleichalten Partner.
Die Studie unterstreicht, dass der Altersabstand zwischen den Ehepartnern auf die Sterblichkeit und so mit auch auf die Lebenserwartungen beider Partner Einfluss nimmt. Unklar ist jedoch, wie die beobachteten Effekte, die sich aus den Altersabständen ergeben, zu erklären sind. Bisher hervorgebrachte Theorien können die gefundenen Ergebnisse nur unzureichend erklären. Es scheint nach diesen Ergebnissen möglich, dass Partnerschaften zwischen einem jüngeren Ehemann und einer älteren Ehefrau mit einem negativen Einfluss auf die Lebenserwartung verbunden sind. Denn: In solchen Fällen kann für beide, den jüngeren Mann und seine ältere Partnerin, ein erhöhtes Sterberisiko beobachtet werden.