Eine Vielzahl an Studien widmet sich der Aufteilung der Hausarbeit zwischen Männern und Frauen, wobei sich ein Ergebnis wie ein roter Faden durch all diese Untersuchungen zieht: Hausarbeit ist und bleibt überwiegend Frauensache. Dennoch gibt es Unterschiede im internationalen Vergleich. So ist in Ländern wie Norwegen oder Schweden, die Geschlechtergleichstellung als Grundprinzip ihrer sozialstaatlichen Ausrichtung verstehen, die Aufgabenteilung eher ausgeglichen. Ähnliches gilt beispielsweise für die USA und Kanada, für die eine stärkere Verwurzelung von Frauen im Arbeitsmarkt typisch ist. Im Falle liberaler Wohlfahrtsstaaten beruht die etwas ausgewogener verteilte Hausarbeit aber weniger auf einem egalitären Rollenbild als auf den begrenzten Zeitbudgets erwerbstätiger Frauen. Frauen, die in Vollzeit erwerbstätig sind, haben schlichtweg weniger Zeit, sich um die Hausarbeit zu kümmern, was selbst ohne Zutun der Männer die häusliche Aufgabenteilung ausgeglichener erscheinen lässt.
Interessanterweise wirken sich Differenzen in den weiblichen Erwerbsmustern auch auf Unterschiede in der häuslichen Aufgabenteilung zwischen Ost- und Westdeutschland aus. Die Arbeitsmarktintegration von Frauen wurde in der DDR forciert und hat sich als kulturelles Ideal in Ostdeutschland weitgehend etabliert. Auch die klaren Anreize des bundesdeutschen Sozialsystems für Alleinverdienerfamilien konnten diese Muster bislang nicht verändern. Generell gilt: Wer mehr in klassische Erwerbsarbeit investiert, leistet weniger im Haushalt. Paare, die vom Modell des männlichen Ernährers abweichen, sind durch eine egalitärere Aufgabenteilung charakterisiert (Abb. 1).
Abb. 1: Häusliche Arbeitsteilung von Paaren: Anteil der Aufgaben, die überwiegend von der Frau erledigt werden. Quelle: GGS 2005 (6371 Frauen und Männer).
Eine Studie der Universität Rostock auf Basis des Generations and Gender Survey (GGS), der 2005 erhoben wurde, befasst sich mit der innerfamilialen Aufgabenteilung in Deutschland. Aus den Antworten der Befragten wird deutlich, dass Männer und Frauen sich in unterschiedlichen Bereichen im Haushalt engagieren. So zeigt die Aufgabenteilung bei klassischen Hausarbeiten, wie Kochen, Spülen oder Putzen, andere Muster als im Bereich der Elternaufgaben.Während die Hausarbeiten vor allem unter den jüngeren Paaren immer stärker egalitär aufgeteilt werden, bleiben Kinderbetreuung und -erziehung in erster Linie eine weibliche Domäne.
Paare mit Kindern gestalten ihre Aufgabenteilung also wesentlich traditioneller als kinderlose Paare. Anzahl und Alter der Kinder erweisen sich dabei als wenig relevante Einflussfaktoren. Vielmehr verschieben sich die Arbeiten vor allem mit der Geburt des ersten Kindes deutlich zu Lasten der Frauen. Die Familiengründung löst darüber hinaus einen Traditionalisierungsschub der häuslichen Arbeitsteilung aus, der nicht unmittelbar aus der Kinderbetreuung resultiert. Ein wesentlicher Grund dürfte darin liegen, dass die bisherigen Erziehungszeitregelungen de facto oft einen Rückzug der Frau aus dem Arbeitsmarkt begünstigt und damit eine traditionelle Rollenteilung zementiert haben. Das 2007 eingeführte Elterngeld bietet mit der Kopplung finanzieller Transfers an eine vorherige Erwerbstätigkeit einen stärkeren Anreiz für Frauen, sich vor einer Geburt im Arbeitsmarkt zu etablieren, was vermutlich auch eine egalitäre Aufgabenteilung fördern dürfte.
Unabhängig davon, ob Kinder vorhanden sind, hat aber schon allein die Dauer der Partnerschaft einen traditionalisierenden Effekt. Der Honeymoon-Hypothese zufolge gilt: Je länger ein Paar zusammenlebt, desto größer ist der Anteil der Aufgaben, den die Frau übernimmt. Darüber hinaus wird nach einer Heirat die Aufgabenteilung traditioneller. In nichtehelichen Lebensgemeinschaften werden die Aufgaben dagegen eher gleichmäßig aufgeteilt.
Schließlich wirken sich Geschlechterrollenvorstellungen aus: Paare, die weniger deutlich zwischen männlichen und weiblichen Bereichen unterscheiden, praktizieren eine gerechtere Aufgabenteilung im Haushalt. Egalitäre Rollenvorstellungen sind vor allem unter den Jüngeren verbreitet, was den, wenn auch zaghaften, Wandel in der häuslichen Arbeitsteilung fördert. Ob es sich hier allerdings um eine nachhaltige Veränderung hin zu einer egalitären Aufgabenteilung handelt oder ob unter den Jüngeren einfach die traditionalisierenden Elemente von Heirat, Partnerschaftsdauer und Familiengründung ihre Wirkung noch nicht entfalten konnten, muss Gegenstand künftiger längsschnittbasierter Forschung sein.