Das zeigen Katja Köppen und Heike Trappe vom Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels sowie Michaela Kreyenfeld von der Hertie School in einer aktuellen Untersuchung. Sie richten ihren Blick dabei besonders auf das Wechselmodell, bei dem die Kinder zwischen den Wohnungen der Eltern hin und her wechseln und in etwa gleich viel Zeit bei Vater und Mutter verbringen. Groben Schätzungen zufolge entscheiden sich zwischen fünf und 15 Prozent der getrennten Eltern in Deutschland für dieses Modell.
Am häufigsten wird das sogenannte Residenzmodell gewählt: Dabei leben die Kinder nach einer Trennung meistens bei ihrer Mutter und sehen den anderen Elternteil im Rahmen einer Umgangsregelung besuchsweise. Köppen, Kreyenfeld und Trappe gehen in ihrer Studie nun der Frage nach, wie sich dieses Modell auf die Lebenszufriedenheit getrennter Mütter und Väter auswirkt und ob sie steigt, wenn sich die Eltern zu etwa gleichen Teilen um den Nachwuchs kümmern – wie es das Wechselmodell vorsieht. Die drei Demografinnen analysieren dafür die Angaben von 550 getrennten Vätern und 1062 getrennten Müttern aus dem Beziehungs- und Familienpanel pairfam. Die Befragten hatten darin von 2008 bis 2018 ihre Zufriedenheit mit der familiären und mit der finanziellen Situation auf einer Skala von 0 bis 10 bewertet.
Im Schnitt lag die Zufriedenheit aller Befragten mit dem Familienleben bei 8,5 Punkten und die Zufriedenheit mit der finanziellen Situation des Haushalts bei 6,3 Punkten. Direkt nach einer Trennung gehen diese Werte allerdings bei beiden Geschlechtern deutlich nach unten (s. Abb. 1): Im ersten Trennungsjahr sind vor allem die Väter mit dem Familienleben deutlich unzufriedener. Die finanzielle Situation hingegen belastet die Mütter stärker.
Entwicklung der Zufriedenheit...
Abb.1: Die Zufriedenheit mit Familienleben und Finanzen nimmt nach der Trennung stark ab und steigt nur allmählich wieder an. Quelle: pairfam, eigene Berechnungen
Man könnte nun annehmen, dass sowohl Mütter als auch Väter zufriedener sind, wenn sie sich für das Wechselmodell entscheiden: Die Mütter hätten dann die Möglichkeit, ihre Erwerbstätigkeit und damit ihr Einkommen zu steigern, die Väter hätten mehr vom Familienleben. Tatsächlich aber hat das Modell auf die finanzielle Zufriedenheit der Befragten kaum Auswirkungen, wie Köppen, Kreyenfeld und Trappe zeigen. Und nur bei Müttern zeigen sich positive Effekte auf die Zufriedenheit mit dem Familienleben. Doch auch dieses Ergebnis bleibt nicht signifikant, wenn Alter, Bildung, Wohnort und Beschäftigungsstatus der Befragten berücksichtigt werden.
Dafür fanden die Demografinnen einen anderen Aspekt, der einen entscheiden den Einfluss auf die Zufriedenheit beider Geschlechter hatte: Für Väter wie Mütter steigt die Zufriedenheit mit Finanzen und Familienleben, wenn sie mit einem neuen Partner oder einer neuen Partnerin zusammenleben (s. Abb. 2). Bei Vätern hat darüber hinaus auch die Geburt eines weiteren Kindes mit der neuen Partnerin einen deutlichen Effekt: Die Zufriedenheit mit dem Familienleben steigt in dem Fall. Allein der Blick ins Portemonnaie dämpft die Stimmung bei „neuen Vätern“ ein wenig: die Zufriedenheit mit der finanziellen Situation sinkt.
Zufriedenheit nach Lebenssituation
Abb.2: Vor allem ein neuer Partner lässt die Zufriedenheit getrennter Väter oder Mütter steigen. Quelle: pairfam, eigene Berechnungen